fotografie
Oft kommen seine Fotografien ohne handelndes Personal aus und umkreisen
ihr leeres Zentrum mit topografischem Gespür. Der Mensch erscheint da
nur noch als Spurenelement. Wo Helmut Schulze sich hinwendet, er
entdeckt entweder Geisterstädte oder Zwischenräume und immer wieder das
Phantom des Gewesenen. „Orte“, sagt er, „haben ein Gedächtnis. Sie
erinnern sich an alles. Vielleicht fotografiere ich deswegen vor allem
Orte. Um ihre Existenz nicht als selbstverständlich und gegeben
hinzunehmen. Um an ihre Erinnerungsvermögen zu appellieren, um nicht zu
vergessen.“ Seine Arbeit als Fotograf zeugt von einer höchst
„phänomenologischen“ Haltung. Einer der Existierendes - selbst wenn es
nur Gegenstände, Stadtansichten oder Innenräume sind, also ganz banale,
rein phänomenologische „Tatbestände“ - in der Absicht aufzeichnet, sie
bloß als solche „weiterzugeben“. So werden ruinöse profane Räume mit der
gleichen Sachlichkeit abgebildet wie erhabene sakrale Räume - ohne
jegliche erzählerische Absichten: „non-narrativ“.
Das gerade noch Sichtbare zu fotografieren, das zu verschwinden Drohende festzuhalten,
ist von großem Reiz. Die Leere der urbanen Plätze und Innenräume mit den
nicht besetzten Stühlen in seinen Fotografien erfassen den Moment, bevor
es drunter und drüber geht, die Ruhe vor dem Sturm. Etwas dadurch
deutlich zu machen, in dem man es nicht vorkommen lässt. Hier zeigt er
sich als Verehrer von Edward Hopper. Erwin D. Schutzbach